Donnerstag, 1. November 2012


Auf der Suche nach den guten Ideen

Ein Überblick über mein vergangenes Wochenende

Sightseeing kann spannend sein, muss es aber nicht. Das Purana Qila, eine weitere Festungsanlage aus der Zeit der Mogulherrschaft, liegt direkt neben dem Zoo und umschließt eine riesige Fläche. Gut geeignet zum Spazieren und Entspannen. Deswegen schien zumindest der Großteil der indischen Gäste hier zu sein. Zwischendurch konnte ich auch immer wieder Bauten bewundern, die der afghanische Herrscher Sher Schah gebaut hatte. Zunächst hatte er seinen Kontrahenten Humayun besiegt, dieser nahm Indien später aber wieder unter Kontrolle.

Der Südeingang. Roter Teppich? Wäre doch gar nicht nötig gewesen...


Der Sher Mandal, ein Turm aus Sandstein, den Humayun später als Bibliothek nutzte. Hier starb er auch, als er in Eile die Treppe hinunterstürzte.


Ein Teil der Festungsmauer, auf die ich wie ein Großteil der anderen Besucher geklettert bin.


Da die Moguln Moslems waren, gibt es natürlich auch eine Moschee. Die Qila-i-Kuhran-Moschee von vorne, innen und hinten:



Auf der gegenüberliegenden Seite - welch Überraschung - der Nordeingang.


Der ehemalige Wassergraben ist nun ein "Boating Lake".


Am Samstag begann die einwöchige „Indo-German Urban Mela“. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Unsere Kollegin Priyanka hatte mir einen Flyer gezeigt, auf dem aber nicht wirklich viel stand. Im Internet wurde für ein buntes Programm geworben aus verschiedenen Bereichen. Eine Art Messe also, war mein erster Gedanke. Ich sollte richtig liegen – und doch enttäuscht werden.
Zusammen mit Max, einem anderen Freiwilligen, fuhr ich am frühen Samstagabend dorthin. Hightech-Pavillons glänzten im Dunkeln, schließlich verabschiedet sich die Sonne hier seit unserer Ankunft jeden Tag um 18 Uhr. Die Karte vom Gelände zeigte neben etlichen dieser Pavillons, die jeweils eine bekannte deutsche Firma beherbergten, einen „Beergarden“ und eine Bühne an. Auf der Bühne kam nichts wirklich Spannendes und der „Beergarden“ enttäuschte durch sein schwaches Preis-Leistungs-Verhältnis.
Blieben noch die Pavillons. Toll, was „Global Player“ wie Siemens, SAP und Volkswagen alles machen in Indien. Zumindest wollen sie das dem Besucher vermitteln, zeigen Visionen und Möglichkeiten, immer mit einer sozialen Komponente. Bevor die Deutsche Bank das 300-Rupien-Haus präsentiert, sollte sie vielleicht erst einmal eine Begrenzung der Lebensmittelspekulationen forcieren. Da wäre einem Großteil der Inder wohl mehr geholfen. Grüner High-Tech, wo man hinschaut – sollte man vielleicht vorher eine sinnvolle Müllentsorgung einrichten, anstatt den Müll auf der Straße zu verbrennen? Airbus hat tolle – und teilweise skurille, aber dennoch wünschenswerte - Visionen vom Flugverkehr im Jahr 2050. Aber wie viele Inder werden – sollte der Traum Wirklichkeit werden – davon überhaupt profitieren können?
„Deutschland – Land der Ideen“ hieß das Motto der einwöchigen Veranstaltung. Aber sind die Ideen auch gut? Gut heißt für mich zuallererst praktikabel und realistisch. Das sind sie auf der Urban Mela zu oft nicht. Sie sprechen nur einen kleinen Teil der großen Bevölkerung ihres Landes an. Die Armen, denen sie auch helfen sollen, werden womöglich nie von ihnen erfahren. Für viele Inder sind diese Ideen daher zurzeit nichts weiter als eine ferne Utopie.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen