Auf der Suche nach den guten Ideen
Ein Überblick über mein vergangenes Wochenende
Sightseeing kann spannend sein, muss es aber nicht. Das
Purana Qila, eine weitere Festungsanlage aus der Zeit der Mogulherrschaft,
liegt direkt neben dem Zoo und umschließt eine riesige Fläche. Gut geeignet zum
Spazieren und Entspannen. Deswegen schien zumindest der Großteil der
indischen Gäste hier zu sein. Zwischendurch konnte ich auch immer wieder Bauten
bewundern, die der afghanische Herrscher Sher Schah gebaut hatte. Zunächst
hatte er seinen Kontrahenten Humayun besiegt, dieser nahm Indien später aber
wieder unter Kontrolle.
Der Südeingang. Roter Teppich? Wäre doch gar nicht nötig gewesen...
Der Sher Mandal, ein Turm aus Sandstein, den Humayun später als Bibliothek nutzte. Hier starb er auch, als er in Eile die Treppe hinunterstürzte.
Ein Teil der Festungsmauer, auf die ich wie ein Großteil der anderen Besucher geklettert bin.
Da die Moguln Moslems waren, gibt es natürlich auch eine Moschee. Die Qila-i-Kuhran-Moschee von vorne, innen und hinten:
Auf der gegenüberliegenden Seite - welch Überraschung - der Nordeingang.
Der ehemalige Wassergraben ist nun ein "Boating Lake".
Am Samstag begann die einwöchige „Indo-German Urban Mela“.
Was hat man sich darunter vorzustellen?
Unsere Kollegin Priyanka hatte mir einen Flyer gezeigt, auf
dem aber nicht wirklich viel stand. Im Internet wurde für ein buntes Programm geworben
aus verschiedenen Bereichen. Eine Art Messe also, war mein erster Gedanke. Ich
sollte richtig liegen – und doch enttäuscht werden.
Zusammen mit Max, einem anderen Freiwilligen, fuhr ich am frühen
Samstagabend dorthin. Hightech-Pavillons glänzten im Dunkeln, schließlich verabschiedet
sich die Sonne hier seit unserer Ankunft jeden Tag um 18 Uhr. Die Karte vom
Gelände zeigte neben etlichen dieser Pavillons, die jeweils eine bekannte
deutsche Firma beherbergten, einen „Beergarden“ und eine Bühne an. Auf der
Bühne kam nichts wirklich Spannendes und der „Beergarden“ enttäuschte durch
sein schwaches Preis-Leistungs-Verhältnis.
Blieben noch die Pavillons. Toll, was „Global Player“ wie
Siemens, SAP und Volkswagen alles machen in Indien. Zumindest wollen sie das
dem Besucher vermitteln, zeigen Visionen und Möglichkeiten, immer mit einer
sozialen Komponente. Bevor die Deutsche Bank das 300-Rupien-Haus präsentiert,
sollte sie vielleicht erst einmal eine Begrenzung der Lebensmittelspekulationen
forcieren. Da wäre einem Großteil der Inder wohl mehr geholfen. Grüner
High-Tech, wo man hinschaut – sollte man vielleicht vorher eine sinnvolle Müllentsorgung
einrichten, anstatt den Müll auf der Straße zu verbrennen? Airbus hat tolle –
und teilweise skurille, aber dennoch wünschenswerte - Visionen vom Flugverkehr
im Jahr 2050. Aber wie viele Inder werden – sollte der Traum Wirklichkeit
werden – davon überhaupt profitieren können?
„Deutschland – Land der Ideen“ hieß das Motto der
einwöchigen Veranstaltung. Aber sind die Ideen auch gut? Gut heißt für mich
zuallererst praktikabel und realistisch. Das sind sie auf der Urban Mela zu oft
nicht. Sie sprechen nur einen kleinen Teil der großen Bevölkerung ihres Landes
an. Die Armen, denen sie auch helfen sollen, werden womöglich nie von ihnen
erfahren. Für viele Inder sind diese Ideen daher zurzeit nichts weiter als eine
ferne Utopie.
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