Donnerstag, 29. November 2012


Affen - mitten in der Stadt!


Delhi ist nicht nur Arbeit, Delhi ist auch Spaß. Ein paar Eindrücke aus einem Park. Affen in freier Wildbahn nennt man so etwas wohl. Oder „multikulturelles“ Delhi.






Delhi ist so vielfältig: Eine geteilte Stadt – mehr dazu unter http://www.nwzonline.de/cloppenburg/wirtschaft/zwischen-mercedes-und-wellblech-huetten_a_1,0,2803953689.html

Dienstag, 27. November 2012


Was wäre die Welt nur ohne Kinder?


Kunst ist nicht gleich Kunst. Die Kunst, die unsere Schüler bei Kalakar Trust lernen und darbieten, ist ganz unterschiedlich. Zu sehen war das wieder am Samstag, beim 15. Bala Kala Utsav im Kalakar Theatre in Süd-Delhi.
Wir mussten am  Samstag ausnahmsweise arbeiten. Im Freilichttheater unserer Organisation fand eine sich jährlich wiederholende Show statt, bei der die Schüler das präsentieren, was sie mittwochs und freitags während der Aktivitäten lernen. Und das ist teilweise gar nicht schlecht.
Das Theater war gut gefüllt, angeblich waren rund 2000 Besucher gekommen.
In der Mitte der Arena waren schwarze, gepolsterte Sessel aufgebaut, auf denen die Mitglieder der Jury Platz nahmen.
Die Show stellte nämlich gleichzeitig einen Wettbewerb dar, an dessen Ende Preise in verschiedenen Kategorien für die unterschiedlichen Gruppen vergeben wurden. Laut Ablaufskript handelte es sich dabei um Geldpreise – nach unseren Informationen bekam am Ende jeder Schüler etwas mehr als einen Euro. Von der Siegerehrung habe ich jedoch nicht viel zu berichten, weil sie im Chaos unterging. Und mit ihr der Traum meiner „guitar boys“, erstmals bei diesem für sie so wichtigen Spektakel aufzutreten.

Immerhin gab es am Ende der Show genügend Applaus für die tollen Auftritte der Kinder. Der war auch gerechtfertigt, schon allein, weil sie so brav waren, wie nie in der Schule. Aber genug der Schreiberei, sollen die Bilder sprechen.

Im Warteraum: Links im Bild, Rias Khan (Schreibweise ohne Gewähr!) im Anflug, der euch noch öfter in diesem Eintrag begegnen wird und den ich früher fälschlicherweise "Djaskan" genannt hatte.



Zweimal Nikhil im Gespann. Die Fotos sagen alles. Ständig gut gelaunt und aufgedreht. Gerne benutzt er uns als Kletterbaum oder will sich durch die Luft schleudern lassen (O-Ton: "Circle Sir, circle!").


Die drei von der Tankstelle...

Startklar, Mr. Turban?

Die Trommler und eine der vielen Tanzgruppen. Wer kann's nachmachen?
(Die meisten Fotos habe ich von der Seite gemacht, auf der ich stehen musste, um den Auf- und Abmarsch der Kinder zu kontrollieren.)


Die Akrobaten - mein Favorit. Nicht nur wegen Rias Khan (oben links mit motiviertem Blick), der sich mit einem Abschiedsküsschen auf die Wange vor längerer Zeit schon kräftig bei mir eingeschleimt hat!







Ein Puppenspieler kommt niemals allein!


Die Harmonium-Spieler, ein Trommler mit jeder Menge Spaß und Tänzerinnen.





Die Taekwando-Gruppe mit eiserner Disziplin und Hang zu den Extremen...




Zu guter Letzt ein Teil der Jury vor dem Publikum.




Zum Schluss noch ein kleiner Blick auf den Schulalltag. Die Mauer ist schon seit einiger Zeit repariert, außerdem wurde der Vordereingang durch eine weitere Mauer begrenzt. Das macht sich gleich positiv bemerkbar, indem weniger Kinder auf dem Schulhof herumlungern!

Vorder-...


...und Hintereingang


Heute habe ich mit den Schülern mehr oder weniger erfolgreich Masken gebastelt! Zum anschließenden Fotoshooting waren auch Nikhil und Rias Khan wieder da...










Wie wäre es mit einem Wettbewerb, wer das beste Fotomodel ist?

Mittwoch, 14. November 2012


Irgendwie anders – und doch schon gewohnt


Gestern vor genau zwei Monaten ging am Abend mein Flieger von Düsseldorf nach Dubai, am nächsten Tag dann der Anschlussflug nach Delhi. Ich begab mich auf eine weite Reise. Weit nicht nur wegen der Entfernung zwischen Deutschland und Indien, weit vor allem angesichts der kulturellen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Ich wechselte die Welten – und musste mich zunächst einmal an die Umstellung gewöhnen. Die erste Woche war verwirrend. Ich war unsicher, ob ich es hier ein Jahr lang aushalten würde. Dabei war Indien in vielerlei Hinsicht wie angekündigt. Trotzdem: Von Bettlern angefasst zu werden und die Slums in der Realität zu sehen, ist etwas anderes, als im Fernsehen eine Dokumentation über die Dritte Welt zu schauen. Ich habe von den vier Leinwänden im Kino geschrieben, die ich nicht einordnen konnte. Auch heute weiß ich nicht, ob ich es kann – und ob ich es jemals können werde. Dennoch habe ich in den rund acht Wochen schon jede Menge nützliche, angenehme und weniger angenehme Erfahrungen gemacht.

Nudeln auf die indische Art (Essen)
Dem Durchschnittsbürger in Deutschland müssen ja schon die Tränen kommen, wenn er sich auch nur die Schärfe des indischen Essen vorstellt. In unserer Gastfamilie bekommen wir zwar scharfes Essen, das war aber auf unseren Gaumen abgestimmt. Heute ist es kaum noch scharf – anders als das Essen, das wir außerhalb teilweise essen. Dennoch ist es gut erträglich und weit entfernt von jeder Horrorgeschichte. Ein weiteres Schreckgespenst im Vorfeld waren die Straßenstände, die ich unbedingt meiden sollte. In der Anfangszeit habe ich mich brav daran gehalten, bis ich es irgendwann dann doch einmal gewagt habe. Inzwischen esse ich häufiger das sogenannte „Outside food“, ohne bisher echte „stomach problems“ (Magenprobleme - eine schöne Umschreibung der Inder) bekommen zu haben. Und solange das Essen heiß ist und (mögliche) Bakterien absterben, ist der nicht so hohe Hygienestandard problemlos zu verkraften. Psychisch weniger leicht zu ertragen ist dagegen das indische Frühstück. Nicht vom Geschmack her – das Essen, das wir in der Gastfamilie bekommen, schmeckt hervorragend. Natürlich ist es schon manchmal etwas eintönig, jeden Tag daal (eine Art Linsen- oder Bohnensuppe), Kartoffeln mit Gemüse und roti (das typische indische Brot) zu bekommen, manchmal noch mit Reis. Weil wir aber am Wochenende auch oft woanders essen, ist das nicht weiter tragisch. Tragisch – um ein wenig zu übertreiben – ist dagegen das, was uns am Morgen vorgesetzt wird. Mein Favorit, Omelett auf Toastbrot, bildet die Ausnahme. In der Regel gibt es mit Kartoffeln gefülltes oder speziell gewürztes roti. Das ist zwar lecker, aber eben etwas wenig abwechslungsreich. Zumal es hin und wieder Nudeln oder Reis zum Frühstück gibt – meistens leicht scharf. Schärfe am Morgen? Ein absolutes No-Go für mich. Da vermisse ich dann doch ein typisches deutsches Frühstück mit Brötchen, Müsli und Ei. Im Krankenhaus gab es das in abgespeckter Version – aber da wollte ich eigentlich nicht noch einmal hin.
Tabletteninflation und „Dreckwasser“ (Krankheit und Hygiene)
Sobald es irgendwo zwickt oder juckt, wird zur Tablette gegriffen. Unsere Gastfamilie ist im Umgang mit Medikamenten nicht zimperlich und empfiehlt auch uns bei jeder Kleinigkeit den Gang zum Arzt. Meine Entzündung am Auge, die vermutlich durch die schmutzige Luft verursacht wurde, ging auch so nach einer Woche weg. Zumal ich zu dem Arzt, der mein Dengue-Fieber nicht erkannt hat, aus unerklärlichen Gründen sowieso kein Vertrauen mehr habe. Es gibt zwar auch den Familiendoktor ganz in der Nähe, aber wenn es nichts Ernsthaftes ist, meide ich indische Ärzte. Vielleicht war Dr. Sharma nur ein Negativbeispiel, vielleicht repräsentiert er aber auch den indischen Durchschnittsarzt. Einem fiebrigen Patienten drei Paracetamol-Tabletten am Tag zu verschreiben ist in Deutschland mindestens unüblich.
Zum Glück war ich ja nur einmal krank bisher. Und das, obwohl ich mit Leistungswasser die Zähne putze. Angeblich auch sehr gefährlich. Doch als wir gesehen haben, dass der Diener der Familie die Nudeln nach dem Kochen – warum auch immer - mit Leitungswasser abschreckt, haben wir unsere anfängliche Übervorsicht aufgegeben. Ohne negative Konsequenzen! Trinken würde ich ungefiltertes Leitungswasser deswegen trotzdem nicht.
Zwischen extrem billig und normal teuer (Preise)
100 Euro Taschengeld bekomme ich von meiner Entsendeorganisation VIA e.V.. Das klingt nach nicht viel Geld. Ist es auch nicht – in Deutschland. Und in Indien?
Viele Dinge hier sind billiger als in Deutschland. Wer jedoch glaubt, in Indien gäbe es alles zum Schnäppchenpreis, der irrt. In den westlichen Malls oder auch guten Restaurants lassen sich gut und gerne Preise zahlen, die an europäische Verhältnisse erinnern. Günstig ist dagegen der Einkauf auf Basaren, der allerdings immer mit nervenaufreibenden Verhandlungen verbunden ist. Einen Baumwollschal für umgerechnet ca. 1,50 Euro zu bekommen, verlangte mir eine gewisse Hartnäckigkeit ab. Selten verhandelt werden kann dagegen in kleineren Privatläden, die sich etwa in unserem Viertel finden. Sie sind oft günstiger als offizielle Ketten in den Malls. So kostet ein Briefumschlag nur eine Rupie, das entspricht nicht einmal zwei Cent. Auch andere Dienstleistungen sind extrem günstig. Für Autorikschas bezahlt man für eine Strecke von zwei bis drei Kilometern nicht einmal fünfzig Cent – wobei der Preis immer auch von der Tageszeit und vom Verhandlungsgeschick abhängt. Einen Brief nach Deutschland gibt es sogar fast gratis, wenn man so will: Rund 30 Cent werden fällig – für so wenig Geld kann man nicht einmal einen innerdeutschen Brief versenden. Aus unserer Sicht lächerlich niedrig sind auch die Preise für Gemüse und Obst an Straßenständen: Zehn Bananen haben wir zum Beispiel schon für etwas weniger als 50 Cent bekommen.
Europäische Preise zahlen wir hingegen für Toilettenpapier – kein Wunder, schließlich benutzen es die Inder nicht. Brauchbare Taschentücher habe ich noch nirgendwo gefunden – ebenso wenig wie einen Inder, der sich die Nase putzt. Da musste dann doch ein Paket aus Deutschland aushelfen. Ansonsten lässt es sich in Indien aber mit 100 Euro monatlich leben. Wer suchet, der findet – und zwar billig!
Only English? (Sprache)
Englisch ist in Indien offiziell Amtssprache. In der Theorie. In der Praxis ist das zumindest in Delhi eher nicht der Fall. Natürlich hängt es auch davon ab, in welchen Kreisen man sich bewegt. Gebildete Inder aus der oberen Mittel- oder der Oberschicht sprechen selbstverständlich ein gutes Englisch. Darunter wird es teilweise schwieriger. Bei der Grammatik vieler Inder stehen selbst mir als Deutschem die Haare zu Berge. Dennoch funktioniert die Verständigung in der Regel: Der Rikschafahrer kennt meistens die Zahlen und die nötigen Argumente für hohe Preise, der Verkäufer ebenso. Auch den Weg können einem die meisten auf Englisch erklären. Das tun sie auch gerne und überspielen dabei gerne ihre Ahnungslosigkeit. Schwierig wird es nur, wenn es um Zeiten geht. Gagan, unser Gastbruder, ist dafür das beste Beispiel. Sein Englisch ist nicht gut, aber es reicht eigentlich aus zur Verständigung. Das einzige Problem: Er benutzt immer das Zukunftswort „will“ – egal ob er in der Vergangenheit oder im Futur spricht. Der Grund: In Hindi gibt es ein Wort für „gestern“ und „morgen“ – „kal“.
Das weiß ich in Hindi – viel mehr aber auch nicht. Einen Hindi-Sprachkurs werde ich nicht mehr machen. Ich bringe mir das Nötigste selbst bei und werde sehen, wie weit ich innerhalb des Jahres komme. An sich ist die Sprache nicht schwierig, nur die Aussprache hat es in sich. Meinen Schülern kann ich hin und wieder schon mit einigen Brocken etwas vermitteln – und so lerne ich nach und nach, was „Schreib!“, „Setz dich hin!“ oder „Hör zu!“ heißt. Natürlich wäre es schön, wenn ich ihnen noch präzisere Anweisungen geben könnte. Dass sie die dann oft befolgen, bezweifle ich aber trotzdem.
Freie Tage sind Feiertage (Feiertage)
Dass die Hindus viele Götter haben, ist hinlänglich bekannt. Dass sie deswegen auch viele Feiertage haben, dagegen weniger. Allein diese Woche sind es zwei – gestern und morgen. Gestern gab es Silvester verfrüht, Teil 2. Bei Diwali werden allerdings keine Statuen verbrannt, sondern nur Böller und Leuchtraketen in die Luft geschossen. Warum das Fest eigentlich gefeiert wird, konnte mir niemand so richtig erklären – ganz nach dem Motto: Hauptsache Feiern. Dazu kommen noch islamische und christliche Feiertage, an denen wir aber nicht unbedingt frei haben. Kein Problem, die Hindus allein haben ja mehr als genug. Aber trotz ihrer Vielzahl heißt es für mich immer noch: Freie Tage sind Feiertage!
Wenn gar nichts geht, geht der Schwarzmarkt (Betrüger und Geschäftemacher)
Die Mühlen der indischen Bürokratie mahlen langsam. Was ich bei der Registrierung schon feststellen konnte, wiederholte sich am Bahnhof. Hoa, eine Freundin von Joey, die bei uns auf der Durchreise zu Besuch war, benötigte noch ein Zugticket für den Sonntag. Drei Stunden Wartezeit waren nötig für den fünfminütigen Kauf. Dabei hätten wir es auch einfacher haben können. Vorher hatte uns nämlich ein netter Inder ungefragt angesprochen und zur offiziellen Touristeninformation am Connaught Place gebracht. Dort hieß es, alle Züge für das Wochenende seien belegt, lediglich die Klasse CC sei noch verfügbar. Für eine einzelne weibliche Reisende sei die aber nicht empfehlenswert – ein Schwachsinn, genauso wie die aufgerufenen Preise. Mich machte es schon stutzig, als der gute Mann behauptete, das billigste Ticket koste 25 Euro – ja, er redete nur von Euro, nicht von Rupien. Deswegen legte er uns eine Taxifahrt für 125 Euro nahe. Wir lehnten ab – und sein Kollege zog einen letzten Trumpf aus der Tasche. Eigentlich gäbe es ja keine Tickets mehr. Er könnte allerdings für einen etwas höheren Preis welche auf dem Schwarzmarkt besorgen. Wir lehnten abermals dankend ab, verließen das seriös anmutende Gebäude und fuhren zum Bahnhof, wo es ein Ticket für rund 7 Euro bei guten Reisebedingungen gab. Müde kamen wir abends zu Hause an und lasen zufällig wenig später im Reiseführer: „Hilfsbereite Typen, die versuchen, einen zur ,Touristeninformation‘ am Connaught Place zu lotsen, meiden.“

Auch wenn wir oder ich gelegentlich noch in Fallen tappen, habe ich mich mittlerweile an die neuen Umstände gewöhnt. Die freundliche und aufgeschlossene Art vieler Inder macht Spaß – und ist teilweise sogar berührend. Natürlich gibt es auch solche, deren Freundlichkeit einen Hintergedanken hat – siehe letzter Abschnitt. Natürlich werde ich auch oft genug plump angestarrt. Aber dann gibt es Menschen wie den älteren Herr, der mich in der Metro fragte: „Do you like my country?“ Als ich die Frage ehrlich bejahte, war er außer sich vor Freude. Er war so glücklich, dass er mir einen freien Sitzplatz anbot. Ich lehnte ab. Bei aller Höflichkeit: Er hatte das Sitzen weitaus nötiger als ich.
Es sind nur Eindrücke, die ich hier schildere. Einige Erkenntnisse werden sich vielleicht mit der Zeit relativieren oder verändern. Ich werde weitere Erfahrungen machen, die womöglich den bisherigen grundsätzlich widersprechen. Und auch wenn sie negativ sind, sind sie gut – denn wegen ihnen bin ich hier.

Donnerstag, 1. November 2012


Die Leiden eines Billys


NWZ – die Besten im Nordwesten! Okay, ich lasse plumpe Werbesprüche sein und verweise lediglich auf die Internetseite der Nordwestzeitung, die mir neben dem Blog die Möglichkeit gibt, meine Erfahrungen in Indien zu teilen. Der Text ist wie eine Zusammenfassung der im Blog ausführlich – und nicht immer ganz sachlich – beschriebenen Probleme bei Kalakar Trust.


Damit ihr noch einen weiteren Eindruck von den tollen Aktivitäten bekommt, sind hier einige Bilder.

Die Trommler. Kaum beginnen die Aktivitäten, herrscht zumindest hier ungewohnte Ordnung.
 
 

Chaotisch wird es dagegen, sobald ein Fotograf sich in den Klassenraum schleicht. Dann will jeder gleich seine selbstgemachte Puppe präsentieren.
 
 
Das Klettern am herunterhängenden Stromkabel gehört - bei all dem pädagogischen Irrsinn - nicht zu den offiziellen Aktivitäten.


Mit Priyanka und der berüchtigten "Sarvjeet's Class" war ich bei einem Outing im "Children's Park". Jede Klasse nimmt regelmäßig an so einem Outing teil. Und die wilde Herde war sogar relativ leicht zu bändigen. Schwierig wurde es nur, als sie für die Rückfahrt eingesammelt werden musste.

Im Bus auf der Hinfahrt.
 

Auf der Rutsche - hier geht es ausnahmsweise mal in die richtige Richtung. Meistens halfen die Ermahnungen nicht...
 

Hier musste fast jeder einmal sein Können unter Beweis stellen - einige allerdings mit Unterstützung von „Sir dschi“.


Weil es sonst im Unterricht in der Regel noch viel chaotischer zugeht, habe ich mir Unterstützung geholt. Billy, der „Good-Behaviour-Bear" war an den ersten zwei Tagen jedoch nicht wirklich erfolgreich. Sein Englisch wurde nicht verstanden und sein Hindi auch nicht - was womöglich an der mangelhaften Aussprache lag. Er wird jetzt noch einmal einen Einheimischen nach den richtigen Betonungen fragen und einen neuen Versuch starten. Vielleicht ja auch als "Cleaniness-Bear"...


 

Auf der Suche nach den guten Ideen

Ein Überblick über mein vergangenes Wochenende

Sightseeing kann spannend sein, muss es aber nicht. Das Purana Qila, eine weitere Festungsanlage aus der Zeit der Mogulherrschaft, liegt direkt neben dem Zoo und umschließt eine riesige Fläche. Gut geeignet zum Spazieren und Entspannen. Deswegen schien zumindest der Großteil der indischen Gäste hier zu sein. Zwischendurch konnte ich auch immer wieder Bauten bewundern, die der afghanische Herrscher Sher Schah gebaut hatte. Zunächst hatte er seinen Kontrahenten Humayun besiegt, dieser nahm Indien später aber wieder unter Kontrolle.

Der Südeingang. Roter Teppich? Wäre doch gar nicht nötig gewesen...


Der Sher Mandal, ein Turm aus Sandstein, den Humayun später als Bibliothek nutzte. Hier starb er auch, als er in Eile die Treppe hinunterstürzte.


Ein Teil der Festungsmauer, auf die ich wie ein Großteil der anderen Besucher geklettert bin.


Da die Moguln Moslems waren, gibt es natürlich auch eine Moschee. Die Qila-i-Kuhran-Moschee von vorne, innen und hinten:



Auf der gegenüberliegenden Seite - welch Überraschung - der Nordeingang.


Der ehemalige Wassergraben ist nun ein "Boating Lake".


Am Samstag begann die einwöchige „Indo-German Urban Mela“. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Unsere Kollegin Priyanka hatte mir einen Flyer gezeigt, auf dem aber nicht wirklich viel stand. Im Internet wurde für ein buntes Programm geworben aus verschiedenen Bereichen. Eine Art Messe also, war mein erster Gedanke. Ich sollte richtig liegen – und doch enttäuscht werden.
Zusammen mit Max, einem anderen Freiwilligen, fuhr ich am frühen Samstagabend dorthin. Hightech-Pavillons glänzten im Dunkeln, schließlich verabschiedet sich die Sonne hier seit unserer Ankunft jeden Tag um 18 Uhr. Die Karte vom Gelände zeigte neben etlichen dieser Pavillons, die jeweils eine bekannte deutsche Firma beherbergten, einen „Beergarden“ und eine Bühne an. Auf der Bühne kam nichts wirklich Spannendes und der „Beergarden“ enttäuschte durch sein schwaches Preis-Leistungs-Verhältnis.
Blieben noch die Pavillons. Toll, was „Global Player“ wie Siemens, SAP und Volkswagen alles machen in Indien. Zumindest wollen sie das dem Besucher vermitteln, zeigen Visionen und Möglichkeiten, immer mit einer sozialen Komponente. Bevor die Deutsche Bank das 300-Rupien-Haus präsentiert, sollte sie vielleicht erst einmal eine Begrenzung der Lebensmittelspekulationen forcieren. Da wäre einem Großteil der Inder wohl mehr geholfen. Grüner High-Tech, wo man hinschaut – sollte man vielleicht vorher eine sinnvolle Müllentsorgung einrichten, anstatt den Müll auf der Straße zu verbrennen? Airbus hat tolle – und teilweise skurille, aber dennoch wünschenswerte - Visionen vom Flugverkehr im Jahr 2050. Aber wie viele Inder werden – sollte der Traum Wirklichkeit werden – davon überhaupt profitieren können?
„Deutschland – Land der Ideen“ hieß das Motto der einwöchigen Veranstaltung. Aber sind die Ideen auch gut? Gut heißt für mich zuallererst praktikabel und realistisch. Das sind sie auf der Urban Mela zu oft nicht. Sie sprechen nur einen kleinen Teil der großen Bevölkerung ihres Landes an. Die Armen, denen sie auch helfen sollen, werden womöglich nie von ihnen erfahren. Für viele Inder sind diese Ideen daher zurzeit nichts weiter als eine ferne Utopie.