Viele Spenden und jede Menge Freude
So eine große Resonanz hatte ich nie für möglich gehalten!
Nachdem ich – wie berichtet – schon im Winter Pullover für alle Schüler kaufen
konnte, war die Spendenmaschinerie erst ins Laufen gekommen. Fast 1000 Euro an Spendengeldern
hatte ich anschließend noch zur Verfügung, einen Teil konnte ich bereits
investieren. So sind die dringend benötigten neuen Tafeln mittlerweile
angeschafft und angebracht worden.
Endlich ist das "ABC" wieder gut lesbar.
Außerdem konnte ich mit allen Schülern
Obstsalat selbst machen.
Angesichts der Hitze fragten die Schüler immer wieder nach
Wasser zum Trinken. Meine Kollegin Priyana hatte eine sehr gute Idee: Ich
sollte einen Wasserreiniger installieren, sodass anschließend in jede Klasse
ein Wasserspender gestellt werden kann. Zunächst einmal musste das
Grundwasserproblem an der Schule bereinigt werden, was mittlerweile geschehen
ist. Doch die Installation des Reinigers zogen sich hin, weshalb ich nicht mehr
warten wollte, schließlich hatten wir bis vor kurzem die heißeste Zeit des
Jahres. Deswegen habe ich die Wasserspender bereits angeschafft und fülle sie
bis zum Einbau des Wasserfilters – am Dienstag soll es soweit sein - mit dem
hier unvorstellbar günstigen Trinkwasser auf.
Ein bisschen Erfrischung tut bei knapp 45 Grad
ganz gut!
Einen Teil der Spenden konnte ich außerdem einsetzen, um den
Schülern ein bisschen Abwechslung in ihre Sommerferien zu bringen.
Immer wieder hatten sie nach einem Ausflug gefragt, am
besten ins „Fun & Food Village“, einen Wasservergnügungspark in Süd-Delhi.
Doch das Versprechen der Chefin ließ auf sich warten. Dank der großzügigen
Spenden aus Deutschland konnte ich den Ausflug finanzieren und den Schülern
somit ein wenig ihre langen Sommerferien versüßen. Zusammen mit Joey und
Priyanka machten wir uns am Donnerstag also mit 25 männlichen regulären
Englisch- bzw. Gitarrenschülern, die allesamt Nichtschwimmer sind, auf nach
Süd-Delhi. Treffpunkt war die Metro, und als ich leicht verspätet eintraf,
hatte Priyanka die Schüler bereits eingesammelt und aufgereiht. Los ging’s auf
eine gut einstündige Metrofahrt in der Rush-Hour über den chronisch überfüllten
Umsteigeplatz Rajiv Chowk. Nervenkitzel pur, der uns beiden – wie wir vom
jeweils anderen erfuhren – schon im Vorfeld eine unruhige Nacht beschert hatte.
Nach zwei Stunden erreichten wir endlich unseren Zielort. Kaum waren wir
drinnen, waren die Schüler auch schon auf den Vergnügungspark verteilt. Ein
Glück, dass - bis auf eine Ausnahme - alle Bereiche für Nichtschwimmer geeignet
waren. Joey und ich mussten „Schwimmunterricht“ geben und die verschiedenen
Rutschen ausprobieren. Gerne wurden wir auch als Klettergerüst oder Matratze
benutzt. Als besonders abenteuerlustig erwies sich zu Beginn Rohan, einer der
jüngeren Schüler. Immer, wenn ich ihn fragte, ob wir auf diese oder jene
Rutsche gehen wollten, antwortete er strahlend: „Yes, Sir. Please!“ Oben
angelangt war er dann schon weniger zuversichtlich und fragte immer: „Sir, is
it hard?“ Die schnellste Rutsche auf dem ganzen Gelände benutzte er nur ein
einziges Mal. Zugegeben, sie war schnell. So schnell, dass Ravi zum Beispiel mit
aufgerissenen Augen unten ankam und erst nach fünf Sekunden zu grinsen begann.
So ein Tag macht hungrig. Die meisten Schüler hatten
Lunchboxen oder Geld mitgebracht, wie wir es ihnen gesagt hatten. Einige
Spezialisten bekamen dann im Laufe des Nachmittages aber immer wieder Hunger,
sodass ich oft damit beschäftigt war, sie mit Essen aus dem Restaurant zu
versorgen. Langsam aber sicher wurden die Schüler auch müde. Doch wenn man
Rohan sagte, in tiis minutes (30
Minuten) gehe es nach Hause, antwortete er: „No, Sir. One hoorrr (gemeint war: hour)!“
Er setzte sich nicht durch, aber auch so dauerte es, bis wir
endlich in den Transportmitteln zurück nach West-Delhi saßen. Denn bis jeder
seine Sachen gefunden hatte, dauerte es eine Weile. Ohne einen Hauch von
Ordnung waren sie wahlweise in die sieben Schließfächer gequetscht worden oder
irgendwo anders liegen gelassen. So kam es, dass Rinku am Ende ohne seine Hose
da stand und ein anderer Schüler mit einer zweiten Hose aushelfen musste.
Auf dem Rückweg waren die Jungs dann auch sichtlich
erschöpft. Dharmpal fragte immer wieder, wie viele Stationen wir denn noch zu
fahren hätten. Und Vikey strapazierte fast durchgehend Joeys Kopfhörer zum
Musikhören. Letztlich erwies sich auch meine letzte Sorge als unbegründet: Da
Priyanka und Joey auf dem Rückweg jeweils früher abgesprungen waren, musste ich
alleine den Umstieg am Rajiv Chowk meistern. Das war angesichts der allgemeinen
Erschöpfung kein Problem, zumal mir die erwachsenen Schüler helfen konnten.
Als wir dann nach fast zwölf Stunden wieder in Shadipur an
der Metro ankamen, bedankten sich die Schüler und erwähnten explizit die
Spender in Deutschland. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön! Die
Mädchen aus Priyankas Englischunterricht wollen jetzt auch einen ähnlichen
Ausflug machen, das wird dann wohl das nächste Projekt werden.
Gleichberechtigung ist schließlich wichtig!
Ich jedenfalls fiel nach einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag in
höchster Alarmbereitschaft am Abend todmüde ins Bett. Alles hatte reibungslos
funktioniert. Und die Schüler hatten so viel Spaß wie selten. Lächelnd schlief
ich ein, mit Rohans Worten im Ohr, die er am Anfang mit strahlenden Augen
ständig wiederholt hatte: „Sir, I am so
very happy.“
Bilder vom Ausflug...
...und aus dem Schulalltag: