Sonntag, 16. Juni 2013

Viele Spenden und jede Menge Freude


So eine große Resonanz hatte ich nie für möglich gehalten! Nachdem ich – wie berichtet – schon im Winter Pullover für alle Schüler kaufen konnte, war die Spendenmaschinerie erst ins Laufen gekommen. Fast 1000 Euro an Spendengeldern hatte ich anschließend noch zur Verfügung, einen Teil konnte ich bereits investieren. So sind die dringend benötigten neuen Tafeln mittlerweile angeschafft und angebracht worden.

Endlich ist das "ABC" wieder gut lesbar.

Außerdem konnte ich mit allen Schülern Obstsalat selbst machen.

Angesichts der Hitze fragten die Schüler immer wieder nach Wasser zum Trinken. Meine Kollegin Priyana hatte eine sehr gute Idee: Ich sollte einen Wasserreiniger installieren, sodass anschließend in jede Klasse ein Wasserspender gestellt werden kann. Zunächst einmal musste das Grundwasserproblem an der Schule bereinigt werden, was mittlerweile geschehen ist. Doch die Installation des Reinigers zogen sich hin, weshalb ich nicht mehr warten wollte, schließlich hatten wir bis vor kurzem die heißeste Zeit des Jahres. Deswegen habe ich die Wasserspender bereits angeschafft und fülle sie bis zum Einbau des Wasserfilters – am Dienstag soll es soweit sein - mit dem hier unvorstellbar günstigen Trinkwasser auf.


Ein bisschen Erfrischung tut bei knapp 45 Grad
ganz gut!

Einen Teil der Spenden konnte ich außerdem einsetzen, um den Schülern ein bisschen Abwechslung in ihre Sommerferien zu bringen.
Immer wieder hatten sie nach einem Ausflug gefragt, am besten ins „Fun & Food Village“, einen Wasservergnügungspark in Süd-Delhi. Doch das Versprechen der Chefin ließ auf sich warten. Dank der großzügigen Spenden aus Deutschland konnte ich den Ausflug finanzieren und den Schülern somit ein wenig ihre langen Sommerferien versüßen. Zusammen mit Joey und Priyanka machten wir uns am Donnerstag also mit 25 männlichen regulären Englisch- bzw. Gitarrenschülern, die allesamt Nichtschwimmer sind, auf nach Süd-Delhi. Treffpunkt war die Metro, und als ich leicht verspätet eintraf, hatte Priyanka die Schüler bereits eingesammelt und aufgereiht. Los ging’s auf eine gut einstündige Metrofahrt in der Rush-Hour über den chronisch überfüllten Umsteigeplatz Rajiv Chowk. Nervenkitzel pur, der uns beiden – wie wir vom jeweils anderen erfuhren – schon im Vorfeld eine unruhige Nacht beschert hatte. Nach zwei Stunden erreichten wir endlich unseren Zielort. Kaum waren wir drinnen, waren die Schüler auch schon auf den Vergnügungspark verteilt. Ein Glück, dass - bis auf eine Ausnahme - alle Bereiche für Nichtschwimmer geeignet waren. Joey und ich mussten „Schwimmunterricht“ geben und die verschiedenen Rutschen ausprobieren. Gerne wurden wir auch als Klettergerüst oder Matratze benutzt. Als besonders abenteuerlustig erwies sich zu Beginn Rohan, einer der jüngeren Schüler. Immer, wenn ich ihn fragte, ob wir auf diese oder jene Rutsche gehen wollten, antwortete er strahlend: „Yes, Sir. Please!“ Oben angelangt war er dann schon weniger zuversichtlich und fragte immer: „Sir, is it hard?“ Die schnellste Rutsche auf dem ganzen Gelände benutzte er nur ein einziges Mal. Zugegeben, sie war schnell. So schnell, dass Ravi zum Beispiel mit aufgerissenen Augen unten ankam und erst nach fünf Sekunden zu grinsen begann.
So ein Tag macht hungrig. Die meisten Schüler hatten Lunchboxen oder Geld mitgebracht, wie wir es ihnen gesagt hatten. Einige Spezialisten bekamen dann im Laufe des Nachmittages aber immer wieder Hunger, sodass ich oft damit beschäftigt war, sie mit Essen aus dem Restaurant zu versorgen. Langsam aber sicher wurden die Schüler auch müde. Doch wenn man Rohan sagte, in tiis minutes (30 Minuten) gehe es nach Hause, antwortete er: „No, Sir. One hoorrr (gemeint war: hour)!“
Er setzte sich nicht durch, aber auch so dauerte es, bis wir endlich in den Transportmitteln zurück nach West-Delhi saßen. Denn bis jeder seine Sachen gefunden hatte, dauerte es eine Weile. Ohne einen Hauch von Ordnung waren sie wahlweise in die sieben Schließfächer gequetscht worden oder irgendwo anders liegen gelassen. So kam es, dass Rinku am Ende ohne seine Hose da stand und ein anderer Schüler mit einer zweiten Hose aushelfen musste.
Auf dem Rückweg waren die Jungs dann auch sichtlich erschöpft. Dharmpal fragte immer wieder, wie viele Stationen wir denn noch zu fahren hätten. Und Vikey strapazierte fast durchgehend Joeys Kopfhörer zum Musikhören. Letztlich erwies sich auch meine letzte Sorge als unbegründet: Da Priyanka und Joey auf dem Rückweg jeweils früher abgesprungen waren, musste ich alleine den Umstieg am Rajiv Chowk meistern. Das war angesichts der allgemeinen Erschöpfung kein Problem, zumal mir die erwachsenen Schüler helfen konnten.
Als wir dann nach fast zwölf Stunden wieder in Shadipur an der Metro ankamen, bedankten sich die Schüler und erwähnten explizit die Spender in Deutschland. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön! Die Mädchen aus Priyankas Englischunterricht wollen jetzt auch einen ähnlichen Ausflug machen, das wird dann wohl das nächste Projekt werden. Gleichberechtigung ist schließlich wichtig!

Ich jedenfalls fiel nach einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag in höchster Alarmbereitschaft am Abend todmüde ins Bett. Alles hatte reibungslos funktioniert. Und die Schüler hatten so viel Spaß wie selten. Lächelnd schlief ich ein, mit Rohans Worten im Ohr, die er am Anfang mit strahlenden Augen ständig wiederholt hatte: „Sir, I am so very happy.

Bilder vom Ausflug...




















...und aus dem Schulalltag:









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