Dienstag, 16. April 2013


Eine Hochzeit in vier Akten


Unsere Gastfamilie hat bestens arrangierten Zuwachs bekommen. Himani, Gagans Ehefrau, wohnt seit gut einer Woche auf der Etage der Familie (Fotos vom neuen Haus folgen bald). Dennoch habe ich sie seitdem kaum gesehen, weil die beiden letzten Mittwoch auf Hochzeitsreise geflogen sind  - nach Kaschmir. Heute kommen sie wieder, von nun an wird es beim Essen etwas voller sein.
Die Hochzeit bestand aus vier Akten, wobei Joey und ich den dritten Akt am Freitag ausgelassen haben, als wiederum nur im kleinen Familienrahmen gefeiert wurde, wie schon am Tag zuvor. Da hatte es eine sogenannte „Cocktail-Party“ gegeben, wobei Liebhaber von Caipirinha, Mojito & Co. eher nicht auf ihre Kosten gekommen sind. Die Männer tranken Whiskey im Esszimmer, während die Frauen sich draußen mit Hennafarben bemalten.
Dass der aus religiösen Gründen eigentlich verbotene Alkohol getrunken wurde, zeigt eine gewisse Liberalität – zumindest in religiöser Hinsicht. Auch einen Turban und einen Vollbart wie die meisten gläubigen Sikhs (Erklärung s. Link)ihn nicht nur im Tempel, sondern auch im Alltag tragen, haben weder Gagan noch sein Vater.
Und selbst auf der eigentlichen Hochzeit am Samstag gab es Alkohol, wenn auch in einem abgetrennten Zelt, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Noch mehr zu den Akten 1 und 4 findet ihr unter

http://www.nwzonline.de/cloppenburg-kreis/arrangierte-hochzeit-mit-vielen-emotionen_a_3,1,143571338.html

1. Akt:
Unser Gastvater "Uncle" vor dem Altar, vor dem
sich jeder Hochzeitsgast verneigte - auch Joey und
ich natürlich.

 Gasmutter "Aunty" tanzt, während Uncle Geld
über den Tänzern kreisen lässt. Das bei diesem Brauch
gesammelte Geld soll den Armen zugute kommen.

 Jetzt ist Uncle selbst mit in den Tanz eingestiegen.

 Gagan mit seiner bereits verheirateten Schwester.


Joey rot gepunktet - der Punkt steht für den Besuch
eines Tempels bzw. des Hochzeitszeltes in diesem
Fall. Ihn bekamen wir nach dem Verneigen am Altar.

 Ein Blick auf die Straße.

4. Akt:
 Gagan hatte offensichtlich nicht so viel Spaß, als
ihm der Turban gebunden wurde.

 Wir durften auch einige deutsche Freunde einladen.

 Ein weiteres Ritual: Dem Bräutigam werden von
verschiedensten Leuten Kränze aus Geld umgehängt.
Aber man sieht: Geld macht nicht glücklich.

 Die Hochzeitskutsche.

 Mitfahren durften neben Gagan auch sein Neffe...
(ganz rechts)

 ... und seine Nichte.

 Es ist soweit: Gagan holt Himani zu sich auf die
Bank.

Anschließend hängen sie sich gegenseitig einen
Kranz aus Blumen um.

 Der Ort des Geschehens, in der Mitte besagter
Springbrunnen. Es war auf jeden Fall genug Platz da.

Last but not least: Gruppenfoto vom Ehepaar und
seinen deutschen Hochzeitsgästen. Man achte auf
meine Schuhe, ich finde sie haben Stil.


Hier wird eindrucksvoll die Problematik der eigentlich längst verbotenen Mitgift geschildert. Der Brauch ist vergleichbar mit dem Kastensystem – verboten, aber noch nicht aus den Köpfen der Menschen vertrieben.
Meine Gastfamilie hat jetzt einen neuen Fernseher, ein „Geschenk“ von Himanis Familie, wie man mir mitteilte. Wie man es nimmt, ist letztlich egal. Man kann die Mitgift schließlich noch als anderen Brauch akzeptieren, solange sie keine schrecklichen Konsequenzen hat wie Mädchen- und Frauenmorde. Das wird bei unserer Gastfamilie aber nicht passieren – dafür lege ich meine Hand ins Feuer.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen